Mit Anlauf in die Welt

11.03.2020 Stefan Köhli,
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«Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen.» Diese Weisheit von Aristoteles gilt auch für die milieutherapeutische Behandlungszeit auf der neuen Therapiestation für Adoleszente (TSA) des Kinder- und Jugendheims Laufen. Was meine ich damit? Die Entscheidungswege hin zur Aufnahme eines Jugendlichen sowie die Gestaltung der Aufnahme selbst sind entscheidend für die Erfolgsmöglichkeiten milieutherapeutischer, psychotherapeutischer und pädagogischer Intervention.

Unter Milieutherapie verstehen wir das Gestalten unserer Institution als eine sogenannt «temporär behandelnde Familie» und wir nutzen diese auch therapeutisch. Je nach Kind oder Jugendlichen, je nach Indikation wird das Milieu eher strukturierend, ausgleichend, animierend, reflektierend oder betreuend gestaltet. Gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen bilden wir einen Rahmen mit schützenden Grenzen. Ein strukturierter Tages- und Wochenablauf, die Teilnahme an Gruppenaktivitäten, die Teilnahme an Gruppensitzungen, die Teilnahme in der Therapiegruppe und auch die Übernahme von häuslichen Diensten gehören dazu.

In all diesen Aktivitäten sind die Betreuer und die Bewohner gleichermassen eingebunden. Bei uns im Kinder- und Jugendheim Laufen arbeiten sozialpädagogische Fachpersonen, eine Psychologin und ein Psychiater intensiv zusammen und unterstützen Jugendliche in enger Absprache auf ihrem Weg. Sie gehen in die öffentliche Schule oder besuchen, wenn eine externe Beschulung noch nicht möglich ist, den internen Unterricht oder unser Atelier. Parallel dazu nehmen sich wöchentlich an einer Einzeltherapie und/oder Gruppentherapie teil.

Die Haltung, die das Helfersystem gegenüber dem Jugendlichen und seinem Familiensystem einnimmt, dokumentiert sich oft in der Erstbegegnung. In unseren Indikationsgesprächen werden Angebot und Erwartung aneinander sichtbar gemacht. Bereits hier zeigt sich die Verbindlichkeit der Zielvereinbarungen mit dem Jugendlichen und seinem Familiensystem. In der Erstbegegnung liegt also eine grosse Chance für den weiteren Verlauf eines Settings.

Der Schritt einer Familie, Hilfe auf der Therapiestation zu suchen und dann auch anzunehmen, erfolgt in der Regel aufgrund einer längeren Vorgeschichte und manchmal aufgrund einer vorhergegangenen krisenhaften Zuspitzung. Die Kontaktaufnahme mit uns und das Aushandeln eines Settings sind erste wichtige Schritte, damit ein entwicklungsförderndes, milieutherapeutisch geprägtes Feld aufgetan werden kann.

Erste Problemlösungsstrategien auf der Therapiestation nach einem Eintritt beinhalten:

  • Entlastung von Reizen und Anforderungen
  • Heraustreten aus der belastenden Situation
  • Begleitung durch Dasein, Zuhören, Sortieren und Bilanzieren
  • Wohlwollende Konfrontation
  • Haltgebende Strukturen und Rituale

Für die Jugendlichen, die Familie und für das Gesamtteam ist es von grosser Bedeutung, die sich aufbauende Beziehung emotional zugewandt, zielgerichtet, transparent und ohne zeitlichen Druck zu gestalten. Ohne diese Eckpfeiler eines Settings lässt sich ein lebendiger Umgang mit den Jugendlichen, mit der Familie und auch mit den Behörden nicht auf gleicher Augenhöhe verwirklichen. Und darum: «Mit Anlauf in die Welt!»

Wollen Sie mehr über unser Angebot erfahren? Dann nehmen Sie mit uns Kontakt auf.

 

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