Politisches Fundament für Traumapädagogik

27.06.2018 Irène Koch und Lucas Maissen,
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Traumapädagogik?

Viele Mädchen und Jungen in Bildungseinrichtungen und Einrichtungen der Erziehungshilfe sind von erheblichen psychosozialen Belastungsfaktoren oder traumatischen Erlebnissen betroffen. Mit ihren besonderen Anpassungs- und Regulierungsstrategien stellen sie häufig eine grosse Herausforderung für psychosoziale HelferInnen dar. Diese Kinder und Jugendlichen haben einen besonderen Bedarf an Förderung, an Stabilisierung und an das Beziehungsangebot der pädagogischen Fachkräfte. Primäres Anliegen der Traumapädagogik ist daher die Sorge für einen «sicheren Ort» als wichtige und notwendige Grundvoraussetzung für den Bewältigungsprozess, wobei sich der sichere Ort durch innere und äussere Sicherheit auszeichnet. Das Angebot einer fachlich versierten, verlässlichen und verstehenden Beziehung zu einer Bezugsperson garantiert die Unterstützung zur positiven Neuorientierung und korrigiert die Erfahrung einer negativen Bindungserwartung.

Ein Verein?

Seit dem Einzug der Traumapädagogik vor einigen Jahren engagieren sich Fachpersonen für die praktische Umsetzung in Institutionen und Organisationen. Mit der Gründung des Schweizer Fachverbands Traumapädagogik am 15. Juni 2018 konnte ein wichtiger Meilenstein zur Etablierung dieses Ansatzes in der Schweiz gelegt werden.

Ziel des neu gegründeten Vereins ist die Förderung und Weiterentwicklung der Traumapädagogik in Einrichtungen, und zwar in vielfältigen Bereichen wie Erziehung, Bildung, Kinder- und Jugendpsychologie/-psychiatrie, Asylwesen, Kinder- und Jugendhilfe und Behindertenhilfe. Die Vernetzung und der fachliche Austausch interessierter Fachpersonen in der Schweiz stehen dabei im Zentrum. Zudem werden fachliche Standards für die verschiedenen Praxisfelder weiterentwickelt, Ausbildung gefördert und Veranstaltungen organisiert. Die enge Kooperation des Schweizer Fachverbands Traumapädagogik mit dem entsprechenden Fachverband in Deutschland wird die Förderung des Themas unterstützen.

Nach der erfolgreichen Gründung folgt die Arbeit

Die fachliche Arbeit und die Vernetzung erfolgen im Wesentlichen in Arbeitsgruppen. Vier solche Gruppen, die sich nach Institutions- und Betreuungstypen gliedern, wurden bereits an der Gründungsversammlung gebildet: stationäre Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Psychiatrie und Psychotherapie sowie Betreuung von Menschen mit Behinderung. Aktuell konstituieren sich die Arbeitsgruppen, um bald ihre Arbeit aufnehmen zu können.
In den nächsten Monaten steht die fachliche Vernetzung sowie die Erarbeitung erster Massnahmen zur Förderung der Traumapädagogik in der Praxis im Vordergrund. Ein erster Fachtag ist Anfang 2019 geplant.

Gemeinsam weitergehen

Die interdisziplinäre Kooperation mit Fachpersonen aus unterschiedlichen Professionen und in unterschiedlichen Praxisfeldern ist uns ein wichtiges Anliegen.

Möchten auch Sie die Traumapädagogik in der Schweiz weiterbringen und Mitglied des Fachverbandes werden? Oder wollen Sie sich mit Ihrem Fachwissen und Ihrer Erfahrung aktiv in einer Arbeitsgruppe einbringen? Dann freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme an info@fachverbandtraumapaedagogik.ch.

Für den Vorstand

Vizepräsidentin:        

Irène Koch
Stv. Leitende Psychologin
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Präsident:                  

Lucas Maissen
Heil- & Sozialpädagoge, Psychologe
Institutionsleiter Schlupfhuus Zürich

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