«Zivis» in sozialpädagogischen Institutionen

12.08.2020 Martina Valentin,
Teilen

Der normale Alltag: Wir wecken die Kinder und Jugendlichen am Morgen, frühstücken gemeinsam und begleiten die uns Anvertrauten in die Schule. Wenn sie die Schule noch nicht so recht ertragen können, begleiten wir sie bei praktischen Arbeiten.
Dann beim gemeinsamen feinen Mittagessen gibt es vom Vormittag schon viel zu berichten und zu verarbeiten. Nach der Mittagspause folgt die Schule für die Älteren und die Jüngeren werden beim Spielen oder bei den Hausaufgaben begleitet.

Geteilte Verantwortung

Am Nachmittag teilt sich dann vielleicht die Gruppe: Manche wollen gemeinsam musizieren, im Wald unterwegs sein oder etwas mit Holz, Ton oder Naturelementen gestalten, oder jemand geht zur Maltherapie. Manchmal kommt es auch zu Streit oder ein schwieriges Elterngespräch steht an. Der Abend naht, das gemeinsame Essen als Kulturforum wird erlebt. Wir gehen in die Abendgestaltung über, bringen die kleineren Kinder zu Bett, lesen ihnen ein Märchen vor oder haben noch einen Themenabend mit den Jugendlichen. Vielleicht schauen wir auf den Tag zurück und wundern uns, was so alles an einem einzigen Lebenstag geschehen ist und vor allem, was gut war an diesem Tag.

Und dann sind da noch die Wochenenden und Lager, die geplant werden müssen. Ganz schön viel los in so einem Gruppenalltag. Gut, wenn bei dieser Vielfalt klar ist, welche Verantwortung und Aufgaben die ausgebildeten Fachpersonen übernehmen, welche die Mitarbeitenden ist Ausbildung und welche die «Zivis». Fakt ist: Zivis begleiten die Kinder von früh bis spät.

Engagement, das prägt

Die soziale Institution als Ort für das Engagement von Zivildienstleistenden ist immer ein besonderer Lernort für alle. Wir begleiten Kinder, die schon viel Unschönes wie Enttäuschungen, Schulausschluss oder das nicht mehr zur Normalität gehören erlebt haben. Über das, was Normalität sein könnte, soll hier nicht geschrieben werden, sondern über den Beitrag, den «Zivis» im Alltag einer Institution leisten. Junge Männer, die sich auf ihrem Lebensweg in die Alltagsbegleitung von Kindern und Jugendlichen begeben. Sie erhalten einen tiefen Einblick in die Entwicklung der kindlichen Seele und haben einen verantwortungsvollen Anteil am Werdegang der ihnen anvertrauten jungen Menschen. In der Teamarbeit sind «Zivis» besonders wertvoll, da sie mit dem unbefangenen Blick von Aussen kommen, Zusammenhänge sehen, die in der Einrichtung schon gar nicht mehr auffallen, und Fragen stellen, die man schon längst hätte angehen sollen.

Wirksam sein

In einer sozialpädagogischen Institution mitzuwirken ist für Zivildienstleistende, die immer auch eigene Lebensfragen dabeihaben, ein grossartiges Entwicklungsfeld. Die Früchte des eigenen Handelns an der Entwicklung von Kindern wahrnehmen zu dürfen, ist etwas Wunderbares. Es zeigt einem, dass durch das eigene Engagement und das Einfühlen in die Schicksale der Jugendlichen auch Unerdenkliches möglich wird. So geschieht beispielsweise durch die Begleitung der meist unbeliebten Hausaufgaben mit Humor und Lebensfreude immer wieder eine Verwandlung. Und genau das ist das Zentrale: Als «Zivi» Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, über sich hinauszuwachsen und Lebenssinn, Lebensfreude und eigene Lebenswege zu entdecken.

Zurück