Zeit, DANKE zu sagen

14.08.2019 Martina Valentin,
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40 Jahre Heimgarten Beobachtungsstation und Wohngruppe für junge Frauen, 90 Jahre Erlenhof in Reinach, 350 Jahre Bürgerliches Waisenhaus in Basel – das sind nur einige der Jubiläen, die in diesem Jahr gefeiert werden.

Was bewegt Menschen, sich beruflich für Kinder und Jugendliche einzusetzen, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können? Ist es reine Nächstenliebe oder der Wunsch, einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten? Oder wollen sie dadurch ihre Geschichte aufarbeiten und erhoffen sich Antworten auf ihre Fragen? Jeder hat seine eigene Motivation dafür. Fakt ist, dass man es nicht des Geldes wegen macht. Denn die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist, gemessen am persönlichen Einsatz, immer noch nicht sehr gut bezahlt. Es genügt nicht, einfach seinen Job zu machen. Man tritt in Beziehung und lässt sich in die Karten blicken, in seine Haltungen, Werte und persönliche Meinung. Man ist bereit, einen Teil seiner privaten Flexibilität für die Aufgabe zu opfern. Man verbringt Nächte, Wochenenden und Feiertage im Heim und manchmal sogar eine ganze Woche, wenn man mit den Kindern und Jugendlichen ins Lager geht.

Das ist alles andere als selbstverständlich. Daher ist es an der Zeit, all jenen öffentlich zu danken, die aus dem Heim ein Zuhause auf Zeit machen und Kinder und Jugendliche mit schwierigen Biographien und Hintergründen dabei unterstützen, ihren Weg zu gehen und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. All denen, die an das Gute im Menschen glauben und auch dann noch den guten Grund für ein Verhalten suchen, wenn andere schon aufgeben haben.

DANKE all denen Menschen, die Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, einen positiven Alltag zu erleben,

  • die sie ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Platz in der Gesellschaft zu suchen,
  • die sich täglich der kleinen und grossen Sorgen der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen annehmen
  • die sie darin begleiten, sich im Spannungsfeld zwischen Herkunftsfamilien und dem Leben in der Institution zu bewegen,
  • die trotzdem in Beziehung bleiben, auch wenn sie die «dümmste Kuh auf der ganzen Welt sind», «so gemein sind, wie niemand sonst» und «sowieso keine Ahnung von nix haben»,
  • die den ersten Schritt machen, wenn Kinder von sich aus den Schritt auf die Erwachsenen zu nicht machen können,
  • die Regeln so gestalten und anpassen, dass sie entwicklungsförderlich sind.

DANKE all denen Menschen, die durch ihren Einsatz zum Gelingen beitragen,

  • die dafür sorgen, dass das Frühstück, das Mittag- und das Abendessen täglich auf dem Tisch stehen,
  • die sich weiterhin liebevoll um abwechslungsreiche Menüs bemühen, auch wenn sie oft auf Widerstand stossen,
  • die die Wäsche waschen oder darum besorgt sind, dass die Waschmittel und Anlagen dafür zur Verfügung stehen, um es selbst zu machen,
  • die mit dem Schulbus den Transport von der Wohngruppe zur Schule sicherstellen,
  • die im Hausdienst arbeiten und Dinge reparieren, die versehentlich oder während eines Wutanfalls kaputtgegangen sind.

DANKE all denen Menschen, die den Mitarbeitenden zur Seite stehen,

  • die ein offenes Ohr haben für die Anliegen der Mitarbeitenden und ihren Bedürfnissen,
  • die sicherstellen, dass jederzeit ausreichend Personal auf den Wohngruppen ist,
  • die spontan einspringen, wenn andere ihren Dienst wegen Krankheit nicht machen können,
  • die die Administration übernehmen und damit Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen mehr Zeit für die Beziehung mit dem Kind ermöglichen,
  • die in Form von Supervision und Intervision von aussen auf die Sache schauen, entdramatisieren und neue Wege zur Problemlösung aufzeigen,
  • die Verständnis dafür haben, wenn man nicht immer gut darauf ist und wenn es mal länger geht als geplant.
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