Aus der Forschung: Gute Noten für Heime und Jugendliche

11.11.2020 Nils Jenkel,
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Seit über einem Jahrzehnt beschäftigen wir uns an der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Basel mit der Situation von Kindern und Jugendlichen in Heimen und haben einiges an Forschungs- und Praxiskooperationen aufgebaut. Unsere Ergebnisse werden in Projektberichten und Fachzeitschriften publiziert, in unseren Weiterbildungen verwendet und im Netz veröffentlicht (z.B. www.equals.ch). Sie sollen in die Praxis zurückfliessen und mit der Fachöffentlichkeit diskutiert werden.

Die anspruchsvolle und erfolgreiche Arbeit der Heime

Immer wieder aufs Neue unterstreichen unsere Auswertungen die anspruchsvolle und grösstenteils erfolgreiche Arbeit in den Heimen – auch am Beispiel unserer erst kürzlich abgeschlossenen Untersuchung, die wir gemeinsam mit Integras durchgeführt haben. Sie befasste sich mit der Frage, wie Kinder und Jugendlichen den (ersten) Corona-Lockdown in den Heimen erlebt haben. Trotz Einschränkungen meinten die meisten von ihnen, dass sie dank des ausserordentlichen Engagements der Insitutionsmitarbeitenden recht gut durch diese Zeit gekommen seien.

Insgesamt kann man sich dem Blogbeitrag «Zeit, DANKE zu sagen» also auch mit der Betrachtung durch die Datenbrille grundsätzlich und guten Gewissens anschliessen.

Die Kinder und Jugendlichen: belastet und stark zugleich

Neben den Leistungen der Institutionen beeindruckt mich allerdings noch weit mehr, was die dort betreuten Kinder und Jugendlichen selber alles leisten und in ihrem jungen Leben buchstäblich «überlebt» haben. Insbesondere seit wir ein Projekt zu Care LeaverInnen durchführen (Modellversuch JAEL) und wir die Erzählungen aus Sicht der mittlerweile Erwachsenen mitbekommen, gehen mir deren lebensgeschichtlichen Belastungen mehr denn je unter die Haut: Viele haben frühe, schwere oder gar langjährige Misshandlungs- und Vernachlässigungserfahrungen erlitten. Oft waren die Eltern psychisch krank, schwer süchtig oder anderweitig in der Erziehungsfähigkeit eingeschränkt.

Häufig mussten sie nicht nur mit dem Wechsel ins erste Heim eine ungeheure Adaptationsleistung erbringen, sondern erlebten solche, teils abrupte Wechsel in ihrer Betreuungssituation gleich mehrfach. Auch weitere kleinere und grössere Katastrophen, die man niemandem wünscht, sind vielfach vorhanden. Insgesamt handelt es sich so in der Regel um absolute Ausnahmebiografien, deren immanente Überlebensleistungen und glücklicherweise häufig ungebrochene Kraft – wie ich finde – Anerkennung verdienen: «Ich schreibe meine eigene Geschichte, weil ich stark und mutig bin.» (w, 18). Zurück