Aus der Erfahrung lernen

16.12.2020 Martina Valentin,
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Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit, das bisherige Jahr Revue passieren zu lassen. Leider wurde vieles von COVID-19 bestimmt und überdeckt. Wie haben Institutionen der stationären Kinder- und Jugendhilfe dieses Jahr erlebt? Welche Herausforderungen haben sie bewältigt und wo stehen sie heute?

Begonnen hat alles am 25. Februar 2020, als im Tessin der erste bestätigte Fall von COVID-19 registriert wurde. Dann ging alles ganz schnell. Am 16. März 2020, also vor etwa 9 Monaten, stufte der Schweizerische Bundesrat die Situation in der Schweiz als «ausserordentliche Lage» gemäss Epidemiegesetz ein. Damit verbunden war ein Lockdown. Geschäfte, Restaurants, Kinos, Hallenbäder und andere Freizeiteinrichtungen mussten schweizweit schliessen. Schule stellten auf Fernunterricht um, private und öffentliche Veranstaltung wurden ab Mitternacht verboten. An den Grenzen zum Ausland wurden Kontrollen eingeführt und eine Aus- bzw. Einreise war nur noch bestimmten Personengruppen, v.a. den Grenzgängern, erlaubt. Es wurde dringend empfohlen, zu Hause zu bleiben und Kontakte zu vermeiden. Soviel zur Lage der Nation im Frühling dieses Jahres.

Was zählt?

Innerhalb weniger Wochen mussten die sozialen Institutionen eigene Schutzkonzepte entwickeln, die Alltagsgestaltung und Schulsituation neu denken und sich entscheiden, wie der Kontakt zwischen Kindern und Eltern gestaltet werden sollte. Gleichzeitig waren sie vor ethische Entscheidungen gestellt: Was zählt mehr? Das Bedürfnis der Kinder nach Nähe und Kontakt oder die Gesundheit aller Anwesenden? Der Schutz von gefährdeten Mitarbeitenden vor Ansteckungen oder die Aufrechterhaltung des Betriebs? Die Einhaltung von angeordneten Massnahmen oder die psychische Gesundheit der Betroffenen?

Bei der Entscheidungsfindung mussten die Leitungen einerseits den Gegebenheiten vor Ort, den Kindern und dem Personal, Rechnung tragen und andererseits den nationalen oder den kantonalen Vorgaben. Dies alles in Zeiten einer maximalen Verunsicherung, in der jeder versuchte, sein Bestes zu geben, in denen es aber nur wenige oder sogar widersprüchliche Anhaltspunkte gab, was konkret zu tun war, um die Pandemie gut zu überstehen und eine gewisse Normalität für die Kinder und Jugendlichen sicherzustellen.

Erfahrungen

Heute, gegen Ende des Jahres, verfügen alle Institutionen über einen Erfahrungsschatz im Umgang mit Corona und den damit verbundenen Einschränkungen. Auch die kantonalen Stellen haben dazugelernt. Die Institutionen haben sich mit den jeweiligen Kantonsvertretenden und den Beteiligten auf gangbare Wege geeinigt. Jeder auf seine Art. Nicht alles ist zufriedenstellend und alle wünschen sich, dass Corona bald vorbei ist. Die Pandemie hat jedoch auch ihre guten Seiten. Sie hat wachgerüttelt und dazu geführt, dass bisherige Systeme und Handlungen hinterfragt werden mussten. Was ist wirklich wichtig, um Kinder und Jugendliche beim guten Aufwachsen zu begleiten? Die besten Entscheidungen werden gemeinsam mit den Betroffenen getroffen. Manche eingefahrenen Muster wurden von neuen und kreativen Lösungen abgelöst. Hoffen wir, dass einige auch nach der Pandemie noch Bestand haben und dass es weiterhin gelingt, das Wohl der Beteiligten als oberste Handlungsmaxime im Auge zu behalten.

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