Kampagne CareLeaverTalk

27.10.2021 Beatrice Knecht Krüger, Natascha Marty,
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Warum braucht es eine Kampagne zum Thema? Was ist Euer Ziel?

Mit den Worten einer Care Leaverin: «Heimkind gewesen zu sein, ist noch immer ein Tabuthema. Man spricht nicht gerne darüber, da es oft negative Reaktionen gibt. Man sollte sich nicht dafür schämen müssen.» Entstigmatisierung, Sichtbarmachung der Thematik und eine Sensibilisierung von Öffentlichkeit und Politik, das sind die Ziele unserer Kampagne.

Wie kam es zum Plakattitel «Deplatziert?»?

Er entstand am Produktionswochenende in einem partizipativen Prozess mit den Care Leaver*innen. «Deplatziert?» spielt mit verschiedenen Bedeutungen: Die jungen Menschen wurden ausserfamiliär platziert in ein Heim oder eine Pflegefamilie. Im Fachjargon spricht man auch von fremdplatziert. Dieser Begriff ist nicht für alle stimmig, da sie sich in ihrer Familie fremd fühlten und im Heim oder Pflegefamilie endlich ein Zuhause fanden. Einige wurden in ihrer Kindheit ein- oder mehrmals umplatziert, manche auch wieder in ihre Ursprungsfamilie zurückplatziert. Aber was nicht sein darf, ist sich deplatziert fühlen: Care Leaver*innen sollen gleichberechtigt wie andere junge Menschen ihren Platz in der Gesellschaft erhalten.

Lief es wie erwartet oder gab es Überraschungen?

Der zeitliche Aufwand für ein partizipatives Projekt ist nicht ohne, daher waren wir erfreut, dass sich über die ganze Zeit rund 15 Care Leaver*innen beteiligt hatten. Vor die Kamera wagten sich schliesslich neun. Uns war es wichtig, dass sich diese bewusst waren, was es heisst, die «Köpfe» dieser Kampagne zu sein.

Obwohl wir mit dem Thema vertraut sind, gab es doch immer wieder Aussagen von Care Leaver*innen, welche uns sehr berührten und auch inspirierten. Sehr beeindruckt waren wir von der unglaublichen Energie, welche die Care Leaver*innen am Produktionswochenende an den Tag legten, war der zeitliche Fahrplan doch sehr ambitioniert.

Ist der Übergang aus dem warmen Nest in die Selbständigkeit nicht für alle Jugendlichen schwierig?

Natürlich! Dies zeigen auch verschiedene Studien, welche auf eine verlängerte Jugendphase bis weit ins 3. Lebensjahrzent hinweisen.

Jedoch sind Care Leaver*innen zusätzlich zu den «normalen» Herausforderungen des Nestverlassens mit weiteren Themen konfrontiert. Wenn Ihr wissen wollt welche, dann schaut Euch doch die 3 Talks an oder lest das Argumentarium Leaving Care (zu finden auf unserer Webseite).

Wie geht es weiter nach der Kampagne? Was habt ihr als nächstes vor?

Die Plakate hängen zwar nicht mehr, doch die Kampagne geht weiter: Wir werden zusammen mit dem Verein Careleaver Schweiz das Thema auf der politischen Bühne vorantreiben. Ein Flyerversand an alle Deutschschweizer Institutionen und Organisationen ist geplant. Und wir hoffen, dass wir eine weitere Kampagne in der Romandie realisieren können.

Infokasten CareLeaverTalk-Kampagne

Das Kompetenzzentrum Leaving Care hat die «CareLeaverTalk»-Kampagne in partizipativer Zusammenarbeit mit Careleaver*innen aus den Organisationen Careleaver Schweiz, Netzwerk Basel, Netzwerk Zürich, Netzwerk Zentralschweiz, Stiftung Cequality, Never walk alone und mit der kreativen Unterstützung des Vereins Peer-Campaigns erarbeitet. Unterstützt wurde die Kampagne von der Drosos-Stiftung sowie der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz.

 

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