Entstehung

Cybermobbing kann wie Mobbing potenziell jeder Person passieren. Im institutionellen Umfeld muss beachtet werden, dass neueingetretene Jugendliche besonders viel Aufmerksamkeit von ihren Peers erhalten. Bei der Suche nach ihrer Rolle in der Gruppe sind sie zudem bereit, sich gewissen Gegebenheiten unterzuordnen. Sie sind daher gefährdeter, von Cybermobbing Betroffene zu werden.

Kleine, kaum erkennbare Handlungen oder Eigenschaften einer Person, wie zum Beispiel die Grösse, können Mobbingakteure als Vorwand dienen. Zentral ist die negative Bewertung durch den Mobbingakteur oder die Mobbingakteurin. Ein einzelner Angriff allein wird noch nicht als (Cyber-)Mobbing bezeichnet. Er kann aber die Grundlage für weitere Angriffe bilden und somit zu (Cyber-)Mobbing führen: Wiederholte, systematische und über einen längeren Zeitraum andauernde Handlungen, um das Ziel der Erniedrigung zu erreichen. Die Rolle der mobbenden Person kann dabei auch auf andere Personen – sogenannte Mitmobbende – übergehen. Gerät zum Beispiel ein digitaler Inhalt in «falsche Hände», kann es zu einer rasanten, nicht aufzuhaltenden Verbreitung kommen, die weitere Angriffe ermöglicht.

Folgende Faktoren bilden häufig einen geeigneten Nährboden für Cybermobbing und Mobbing:

  • Menschen kommen regelmässig zusammen
  • Betroffene können sich der Situation nicht entziehen (Schule, Wohngruppe)
  • Es wird nichts dagegen unternommen

Das heisst konkret: Neben dem Pausenplatz, dem Schulweg, in der Klasse oder im Sport ist auch das Internet ein Ort, an dem Mobbing, in diesem Fall Cybermobbing, entstehen kann. Die Gründe sind vielschichtig und von Fall zu Fall unterschiedlich. Wohngruppen der Kinder- und Jugendhilfe sind besonders anfällig für Cybermobbing- und Mobbingsituationen.

  • Viele der betreuten Kinder und Jugendlichen haben in ihrer Biografie bereits schwierige Situationen erlebt, wurden ausgegrenzt oder negativ behandelt. Sie kennen das Gefühl der Ohnmacht, nicht gehört zu werden. Ihr Selbstwert- und Selbstbewusstsein ist häufig reduziert. Das Bedürfnis nach Anerkennung und Stärke sowie Zugehörigkeit ist bei vielen ausgeprägt. Von den dort Betreuten bringt jeder und jede seinen bzw. ihren eigenen Rucksack mit Problemen und Bewältigungsmustern mit.
  • In der Wohngruppe treffen regelmässig die verschiedensten Charaktere zusammen. In der Regel sind sie nicht freiwillig im Setting der Wohngruppe und haben Probleme sowie eigene Bewältigungsmuster entwickelt und geraten aufgrund der Raumverhältnisse und bestehenden Regeln immer wieder aneinander. Ein Ausweichen ist nur sehr bedingt möglich.
  • Durch Austritte und Eintritte kommt es immer wieder zu Wechsel in der Gruppenzusammensetzung, so dass sich nur bedingt ein Wir-Gefühl und eine emotionale Verbundenheit mit den Gruppenmitgliedern bilden kann. Auch die Fachpersonen wechseln aufgrund der Dienstzeiten regelmässig und erleben so immer nur Teilausschnitte der Alltagsrealität der in der Wohngruppe lebenden Kinder und Jugendlichen.
  • Geeignete Voraussetzungen für Cybermobbing und Mobbing bedingen auch, dass von Mobbing Betroffene keine Unterstützung erhalten. Dies kann der Fall sein, wenn beispielsweise in der Wohngruppe wenig über Bedürfnisse, Sorgen und Ängste geredet wird.

Phasen

Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen passiert genauso wie Mobbing schleichend und bleibt von Aussenstehenden lange unbemerkt. Mobbingakteure gehen oft zielgerichtet vor. Anders als beim herkömmlichen Mobbing weiss beim Cybermobbing die betroffene Person nicht immer, wer hinter einer Attacke steckt. Die Mobbingakteure sind beispielweise anonym im Netz oder bewegen sich in Netzwerken, zu denen die von Mobbing Betroffenen keinen Zugang haben. Betroffene und Beteiligte unterschätzen häufig das Ausmass der Erniedrigung und des Schadens, denn Cybermobbing kann sich entwickeln und verschärfen. Von Mobbing Betroffene sind in der Regel nicht in der Lage, ein Cybermobbing oder Mobbing von sich aus zu beenden. Sie sind absichtlich und konstant hilflos gemacht und auf Hilfe von Dritten angewiesen. Die Mauer des Schweigens verhindert häufig jedoch einen Einblick in das Geschehen – vor allem für Erwachsene.

Testphase: Erste Gemeinheiten und Machtungleichgewichte

Konsolidierungsphase: Rollenverteilung und Mauer des Schweigens

Manifestationsphase: Einigkeit und menschenfeindlicher Werte- / Normenrahmen

Endphase: Sozialer Ausschluss und Staunen