Zahngesundheit für Kinder mit Behinderung leicht gemacht

Es ist immer wieder ein Drama: Wenn Leon zum Zahnarzt muss, steht ein stressiger Tag für alle an. Leon lebt mit einer kognitiven Beeinträchtigung und braucht viel Struktur. Deshalb informiert ihn seine Bezugsperson sorgfältig und mehrmals über den anstehenden Besuch. Angekommen in der dorfeigenen Zahnarztpraxis, ist Leon dennoch durch das ungewohnte Umfeld verunsichert. Beim Warten wird er unruhig und laut.

«Kein Wunder, wenn man ein Kind mit Behinderung so lange warten lässt», denkt sich die Bezugsperson. Die mit viel Geschick und Energie versucht, die Situation des Kindes zu verbessern. Überzeugungsarbeit braucht es auch, bis sich Leon im Behandlungszimmer auf den Stuhl setzt, auch wenn die Zahnärztin engagiert mitwirkt. Kurz öffnet Leon seinen Mund. Aber als die Zahnärztin beginnt, mit ihren Instrumenten darin zu wirken, ist ihm das unangenehm. Er macht ihn zu und bleibt dabei. Die Zahnärztin versucht es spielerisch, die Bezugsperson beschwichtigend: «Du brauchst keine Angst zu haben, das tut gar nicht weh.» Doch jetzt ist Leon spürbar verängstigt.

«Kein Wunder, bei dieser Stimmlage und Körpersprache der Bezugsperson. Positive Suggestion geht anders», denkt sich die Zahnärztin. Sie versucht dem Kind die Angst mit Erklärungen zu nehmen, hat aber den Eindruck, dass Leon sie nicht völlig versteht.

«Kein Wunder, wenn sie so viele komplizierte Wort braucht», denkt sich die Bezugsperson. Der Blick in die Patientenunterlagen zeigt, dass eine Behandlung dringend nötig wäre. Der Blick zur Uhr mahnt, dass nicht mehr genügend Zeit bleibt. Am Ende einigt man sich auf den von allen wenig geschätzten Kompromiss: Behandlung unter Vollnarkose beim nächsten Termin.

Erhöhter Bedarf, aber kein Informationsmaterial

Kinder mit Behinderung müssen öfters zum Zahnarzt. Das liegt bisweilen an den Beeinträchtigungen, hängt oft aber auch damit zusammen, dass eine gewissenhafte, tägliche Mund- und Zahnpflege für diese Kinder und ihr Umfeld besonders herausfordernd ist. Schliesslich kommt hinzu, dass einige Kinder mit Behinderung ein Unwohlsein im Mundraum nur indirekt kommunizieren können, was die Reaktionszeit verlängern und Probleme verschärfen kann.

Es fehlen Informationen und Hilfsmittel zu Zahnpflege und Zahnarztbesuch, die die Situation von Kindern mit Behinderung spezifisch berücksichtigen. Doch diese sind nötig, damit die Rechte, die in der UN-Behindertenrechtskonvention formuliert sind, gewährt werden können. Zu diesen Rechten gehören: ein gleichberechtigter Zugang zu Gesundheitsdiensten für Kinder mit Behinderung; eine Versorgungsqualität, die dem üblichen Standard entspricht; sowie die Berücksichtigung der Bedürfnisse und der Autonomie der kleinen Patient:innen.

Damit die Umsetzung dieser Grundrechte gelingen kann, ist das Engagement von Angehörigen und Fachpersonen gefragt. Kinder müssen verstehen, wie ihre Zähne funktionieren, warum Prophylaxe wichtig ist und was in einer Zahnarztpraxis passiert. Ihr Umfeld ist angewiesen auf hilfreiche Tipps und Tricks, um dieses Verständnis zu fördern. Und behandelnde Fachpersonen müssen auf die Bedürfnisse der Kinder mit Behinderung eingehen und sollten spezielle Ressourcen einsetzen, z.B. behinderungsspezifische Hilfsmittel oder eine extra Portion Zeit.

Zaza informiert und nimmt die Angst

Hierfür hat YOUVITA gemeinsam mit Fachpersonen des Universitären Zentrums für Zahnmedizin in Basel und den Kommunikationsprofis von neko interactive eine Lösung erarbeitet. Unser Ziel ist es, Kindern mit Behinderung, ihren Betreuungspersonen sowie den zahnärztlichen Fachpersonen die Unterstützung zu bieten, die sie brauchen, um einen Zahnarztbesuch für alle Beteiligten so angenehm wie möglich zu machen.

Diese Unterstützung ist Zaza. Zaza ist eine Comicfigur mit violetten Haaren. Sie ist neugierig, liebt ihre Zähne und kümmert sich gut um sie. Zaza ist auf der ZaZa-Plattform zu Hause, einer Website, die zielgruppenspezifische Hilfsmittel und Informationen für alle bietet, die an der Zahnhygiene und Zahngesundheit von Kindern mit Behinderung beteiligt sind.

Auf der Website finden die Nutzer:innen Lernvideos, eine Wissensplattform mit zahlreichen Fragen und Antworten, unzählige Bastelanleitungen, Lese- und Malbögen sowie interaktive Spiele. Die Plattform und ihre Inhalte sind auf die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderung und auf die Bedürfnisse ihres sozialen Umfeldes abgestimmt.

Plattform ZaZa ist jetzt online

Seit dem 20. März 2023 steht die Online-Plattform Kindern mit Behinderung und ihren Betreuungspersonen zur Verfügung. Wir hoffen, dass diese Plattform dazu beitragen kann, die kleineren und grösseren Dramen rund um Zahnhygiene und -medizin von Kindern mit Behinderung zu reduzieren, so dass sich die Zahngesundheit dieser Kinder verbessert.

Besuchen Sie die Plattform zaza.care!